Das Paper untersucht, welche Risiken von Pflanzen, die mit neuen Gentechniken (NGTs) hergestellt wurden, ausgehen können. Dafür wurde eine Literaturstudie im Zeitraum vom Januar 2011 bis Juni 2017 durchgeführt und dann anhand von marktrelevanten Pflanzen wichtige Aspekte für eine geeignete Risikobewertung diskutiert. Die Autoren schlussfolgern, dass auch minimale Änderungen am Erbgut und die hohe Zieleffizienz der NGTs keine Sicherheitshinweise per se sind, besonders wenn neue Eigenschaften in die Pflanzen eingebracht werden. NGT-Pflanzen können Eigenschaften aufweisen, die bisher nicht durch konventionelle Verfahren oder durch klassische Gentechnik hervorgebracht werden konnten. NGT-Pflanzen mit neuen und bislang ungetesteten Merkmalen können beispielsweise durch die Anwendung von Multiplexing-Ansätzen entstehen und zu komplexen Veränderungen von Stoffwechselwegen führen. Alle untersuchten NGT-Anwendungen können zu unbeabsichtigten Änderungen führen, wie beispielsweise das Auftreten von Off-target-Effekten bei der Verwendung von SDN-Techniken. Außerdem sollten bei der Risikobewertung von NGTs alle verwendeten Techniken betrachtet werden, die zur Herstellung des Endproduktes führen, da auch in den experimentellen Zwischenschritten ungewollte Nebeneffekte auftreten können. Aufgrund der Komplexität der NGTs muss eine geeignete Risikobewertung die Art aller verwendeten Methoden und die Bandbreite der hervorgerufenen Veränderungen berücksichtigen. Deswegen sollte bei Anwendungen neuer Gentechniken eine fallspezifische Risikobewertung erfolgen, die die Eigenschaften der jeweiligen Techniken und der neuen Merkmale einbezieht.
Eckerstorfer, M. F., Dolezel, M., Heissenberger, A., Miklau, M., Reichenbecher, W., Steinbrecher, R. A., & Wassmann, F. (2019). An EU Perspective on Biosafety Considerations for Plants Developed by Genome Editing and Other New Genetic Modification Techniques (nGMs). Front Bioeng Biotechnol, 7, 31. doi:10.3389/fbioe.2019.00031