Koller, F., Schulz, M., Juhas, M., Bauer-Panskus, A., Then, C. (2023) → The need for assessment of risks arising from interactions between NGT organisms from an EU perspective. Environ Sci Eur 35, 27 (2023). doi: 10.1186/s12302-023-00734-3
Neue Gentechniken (NGT) ermöglichen die Entwicklung neuer Genotypen und Merkmale, und zwar auf unterschiedliche Weise und mit anderen Ergebnissen als frühere gentechnische Methoden oder konventionelle Züchtung (einschließlich ungerichteter Mutagenese). Die GVO-Verordnung der EU erfordert eine Bewertung ihrer direkten und indirekten Auswirkungen, die unmittelbar, verzögert oder kumulativ sein können. Solche Auswirkungen können auch aus den Wechselwirkungen von NGT-Organismen resultieren, die gleichzeitig in einem gemeinsamen Lebensraum vorhanden sind, oder aus einer Kombination ihrer Eigenschaften entstehen. In diesem Review werden solche potenziellen Wechselwirkungen auf der Grundlage einer Literaturrecherche und fundierter Szenarien herausgearbeitet, um mögliche Schadenspfade zu identifizieren.
NGT-Organismen könnten in großem Maßstab in die Umwelt und die Nahrungsketten eingeführt werden, wobei viele Merkmale, ein breites Spektrum von Arten und die Freisetzung innerhalb kurzer Zeiträume zu berücksichtigen sind. Dies würde unvermeidlich die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass direkte oder indirekte Auswirkungen durch Wechselwirkungen zwischen NGT-Organismen auftreten, die z. B. gleichzeitig in einer gemeinsamen Umwelt vorhanden sind. Es muss davon ausgegangen werden, dass die kumulativen Auswirkungen dieser NGT-Organismen die Summe der in den einzelnen „Ereignissen“ festgestellten Risiken übersteigen können. Folglich müssen Risikobewerter*innen und -manager*innen nicht nur die mit den einzelnen NGT-Organismen („Ereignisse“) verbundenen Risiken berücksichtigen, sondern auch die Risiken, die sich aus ihren potenziellen Wechselwirkungen und kombinatorischen Wirkungen ergeben. Darüber hinaus könnte eine vorausschauende Technikfolgenabschätzung dem/der Risikomanager*in bei der Festlegung von Kriterien helfen, um mögliche unbeabsichtigte Wechselwirkungen zwischen NGT-Organismen durch Begrenzung des Umfangs der Freisetzung zu minimieren.
Wenn gentechnisch veränderte Organismen, die aus NGTs stammen, in die Umwelt freigesetzt werden, müssen ihre potenziell negativen Auswirkungen minimiert werden. Wie bei allen gentechnisch veränderten Organismen ist es daher von entscheidender Bedeutung, nicht nur die Risiken der einzelnen Ereignisse zu bewerten, sondern auch ihre potenziellen Wechselwirkungen, die direkt oder indirekt nachteilige Folgen auslösen können. Es ist notwendig, Hypothesen und spezifische Szenarien zu entwickeln, um Wechselwirkungen zwischen NGT-Organismen und mögliche Schadenspfade unter dem Gesichtspunkt des Vorsorgeprinzips zu untersuchen. Darüber hinaus könnte die Einführung einer vorausschauenden Technikfolgenabschätzung dem/der Risikomanager*in ein Instrument an die Hand geben, um das Ausmaß der Freisetzung von NGT-Organismen zu kontrollieren.