Kawall, K. (2021) → The Generic Risks and the Potential of SDN-1 Applications in Crop Plants. Plants 2021, 10, 2259. doi: 10.3390/plants10112259
Im Zentrum der Publikation stehen sogenannte SDN-1-Anwendungen der ‚Gen-Scheren‘ wie CRISPR/Cas, die kleine genetische Veränderungen im Erbgut von Zielorganismen bewirken können. Werden diese mehrfach und in Kombination angewandt, kann es zu erheblichen Veränderungen des Stoffwechsels und der Inhaltsstoffe von Pflanzen kommen. Die Studie gibt einen Überblick, wie hoch der Anteil von komplexen SDN-1-Anwendungen (Multiplexing und Veränderung von mehreren Genvarianten) und einzelnen Punktmutationen in marktorientierten Nutzpflanzen ist. Dafür wurde ein bereits vorher veröffentlichter Datensatz (Modrzejewski et al. 2020) analysiert und die durch SDN-1-Anwendungen herbeigeführten Veränderungen in die Kategorien Multiplexing, Veränderung mehrerer Genvarianten und Veränderung einzelner Gene eingeteilt. Es zeigt sich, dass mit Hilfe von SDN-1-Anwendungen in etwas mehr als der Hälfte der untersuchten Nutzpflanzen einzelne Gene ausgeschaltet werden. Darunter befindet sich auch die bereits in Japan zugelassene ‚CRISPR-Tomate‘, die einen stark erhöhten Gehalt eines blutdrucksenkenden Inhaltsstoffes (GABA) aufweisen soll. Die entsprechenden Gene konnten mit konventioneller Züchtung bisher nicht so verändert werden, wie dies mit der Gen-Schere gelang. In den übrigen Studien wurden komplexere SDN-1-Anwendungen, wie beispielsweise das Ausschalten mehrerer verschiedener Gene, durchgeführt.
Neben den beabsichtigten genetischen Veränderungen der SDN-1-Anwendungen werden auch spezifische und zum Teil neuartige Risiken der Gen-Scheren vorgestellt, die durch unbeabsichtigte Effekte auftreten können. Zum einen handelt es sich dabei um sogenannte Off-Target-Effekte, die dadurch entstehen, dass die Gen-Schere an unbeabsichtigten Stellen des Erbguts schneidet und dort Veränderungen auslöst. Zum anderen können die Gen-Scheren auch an der Zielsequenz ungewollte Veränderungen hervorrufen (auch On-Target-Effekte genannt). Außerdem sollte bei einer Risikoprüfung berücksichtigt werden, welche zusätzlichen Verfahren eingesetzt wurden, um die Genschere in die pflanzlichen Zellen einzuschleusen.
Es zeigt sich, dass für Pflanzen aus Neuer Gentechnik eine fallspezifische Risikoprüfung am geeignetsten ist, um sowohl die Eigenschaften des Endprodukts als auch die verfahrensbedingten Risiken zu berücksichtigen.
In der Publikation wurden die Studien aus dieser Übersicht analysiert:
Kawall, K. The Generic Risks and the Potential of SDN-1 Applications in Crop Plants. Plants 2021, 10, 2259. doi: 10.3390/plants10112259