Bakterien, die natürlich im Darm von Bienen und Hummeln vorkommen, wurden gentechnisch so verändert (oben links), dass sie einen besonderen Gen-Botenstoff produzieren. Das ist eine spezifische, sogenannte doppelsträngige Ribonukleinsäure, kurz dsRNA. (A) Wenn sich die Bakterien im Darm der Bienen angesiedelt haben, gelangt ihr Gen-Botenstoff in jede Zelle der Biene und greift dort in die Genregulation ein.* So sollen bestimmte Eigenschaften der Insekten beeinflusst werden, z.B. ihr Fressverhalten. Gen-Botenstoffe vom Typ dsRNA können auch dazu verwendet werden, Parasiten wie z.B. Milben abzuwehren; auch hier würde in die Genregulation eingegriffen. Das indirekte Manipulieren von Zielorganismen durch Eingreifen in ihre Genregulation nennt man Paratransgenese. (B) Da die Bakterien auch in anderen Wildbienenarten wie z.B. Hummeln natürlich vorkommen, könnten sich die gentechnisch veränderten Bakterien auch in ihnen einnisten und unkontrolliert verbreiten. Die hier beschriebene Anwendung mit dem Gen-Botenstoff wurde bisher nur im Labor erprobt, es gibt noch keine Zulassung.
* Die Wirkung des Gen-Botenstoffs dsRNA erfolgt über sogenannte RNA-Interferenz (RNAi). Damit ist gemeint, dass sich der Botenstoff spezifisch an bestimmte mRNA der Zellen anlagert, die daraufhin abgebaut wird und nicht mehr ihre Aufgabe erfüllen kann. Die mRNA der Zellen ist selbst ein Botenstoff für die Produktion von Proteinen. Sie ist Teil der Genregulation und daher unverzichtbar.
Quellen und weiterführende Literatur:
Leonard et al. 2020: https://www.science.org/doi/10.1126/science.aax9039