Die Entwicklungen im Bereich der Biotechnologie sind in den letzten Jahren besonders dynamisch und erfordern erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit. Insbesondere lassen neue Verfahren des Genome Editing eine Beschleunigung der Entwicklung und Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen erwarten (u. a. Nutzpflanzen, Nutztiere, Insekten und Bäume). Eine unabhängige, wissenschaftliche Begleitung dieser Entwicklungen unter intensiver Beteiligung der Öffentlichkeit ist dringend erforderlich, um politisch zu angemessenen Entscheidungen zu kommen.
Um eine Teilhabe an dieser Diskussion zu erleichtern, bereitet die Fachstelle Gentechnik und Umwelt (FGU) relevante Informationen wissenschaftlich fundiert und allgemein verständlich auf. Sie dient damit als eine Art „Clearing-House“, eine von der Industrie unabhängige Fachstelle zum Thema Gentechnik und Umwelt. Die Fachstelle wird besetzt und geleitet durch eine promovierte Wissenschaftlerin (siehe → Kontakt), die Expertise im Bereich der Biotechnologie mitbringt.
Als Fachstelle beobachtet und bewertet die FGU – unter Einbezug der Zivilgesellschaft – systematisch aktuelle wissenschaftliche und regulatorische Entwicklungen. Ihre Analysen sollen vorausschauenden Charakter haben und dabei dem Vorsorgeprinzip besondere Aufmerksamkeit schenken. Die Ergebnisse dienen der Information der politischen Entscheidungsträger.
Ein Beirat begleitet die Arbeit der Fachstelle (siehe → Über uns). Im Beirat vertreten sind zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich mit den Folgen der Gen- und Biotechnologie für Agrarsysteme, Saatgut- und Lebensmittelerzeugung, Umwelt- und Naturschutz befassen. Eine Einflussnahme von Akteuren, die ein wirtschaftliches Interesse an der Verwertung der Technologien haben, ist ausgeschlossen. Zudem fungiert der Beirat nur als Input-Geber, die Ergebnisse der Bewertung der untersuchten Fragestellungen folgt den üblichen wissenschaftlichen Standards. Unter anderem sollen wissenschaftliche Publikationen zum peer review eingereicht werden.
Die Bedeutung des Forschungsvorhabens für die Zivilgesellschaft liegt auf mehreren Ebenen, die Fragestellungen, Inhalte und Ziele des Projektes bestimmen:
- Das Modell eines Clearing-House unter Einbezug von gemeinnützigen Organisationen hat auch für andere Bereiche beispielhaften Charakter. Das Projekt erhält auf diese Weise demokratiepolitische Relevanz für die Organisation von Entscheidungsprozessen in einer partizipativen, transparenten und informierten Gesellschaft.
- Die Förderung einer wissenschaftlich informierten Diskussion soll den Meinungsbildungsprozess verbessern und die Wissensgrundlage für politische Entscheidungen verbreitern.
- Aktuelle und vorausschauende Analysen unter Berücksichtigung des Vorsorgeprinzips sollen helfen, den Schutz der Umwelt zu verbessern.
Von einer informierten öffentlichen Debatte profitiert die Gesellschaft und die politische Entscheidungsfindung insgesamt. Darüber hinaus kann der Schutz von Natur und Umwelt effektiv verbessert werden, wenn Risiken neuer Technologien rechtzeitig erkannt und entsprechend des Vorsorgeprinzips reguliert werden.
Eine Langzeitwirkung des Projektes wird unter anderem auf der Ebene aktueller Entscheidungsprozesse wie der Regulierung der neuen Gentechnikverfahren, der Zulassungspraxis der Behörden oder relevanter Forschungsprojekte erwartet.
Projektdurchführung: Testbiotech e.V., Institut für unabhängige Folgenabschätzung in der Biotechnologie.
Projektgeber ist das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln aus dem UFOPLAN des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Förderkennzeichen 3517841500.